Mietexplosion in Zürich: Immobilienkonzerne bauen ihre Position weiter aus

Neue Zahlen zeigen: Immobilienkonzerne besitzen seit 2023 mehr Wohnungen in der Stadt Zürich als alle anderen. Die SP ist alarmiert und fordert Massnahmen.

Jahr für Jahr übernehmen Immobilienkonzerne einen grösseren Anteil auf dem Zürcher Wohnungsmarkt. Die heute von Statistik Stadt Zürich publizierten Zahlen zum Wohnungsbestand nach Eigentumsart zeigen, dass 2023 die Immobilienkonzerne die Privatpersonen auf dem Zürcher Wohnungsmarkt erstmals in der Geschichte überholt haben und neu die Nummer 1 sind.

Situation spitzt sich weiter zu

Bereits Mitte 2023 zeigte eine Momentaufnahme den Wechsel an der Spitze. Doch auch im zweiten Halbjahr 2023 konnten Immobilienkonzerne ihre Position weiter ausbauen. «Für die Bevölkerung ist das eine Katastrophe», sagt Florian Utz, Co-Fraktionspräsident der SP. «Häufig wird kurz nach dem Kauf allen Mieter:innen gekündet, und nach einer Luxussanierung oder einem Neubau kosten die Wohnungen doppelt so viel.»

 

Der enorme Renditedruck auf dem Immobilienmarkt ist ein schweizweites Phänomen, in der Stadt Zürich ist es aber besonders akzentuiert: So haben sich wegen der fortschreitenden Übernahme des Wohnraums durch Immobilienkonzerne in den letzten 25 Jahren auch die Mieten in Zürich fast verdoppelt.

Von der SP geforderte Kaufoffensive zahlt sich langsam aus

Wie Anfang Jahr bekannt wurde, konnte auch die Stadt Zürich im vergangenen Jahr für über 300 Millionen Franken Wohnungen und Land erwerben und so dauerhaft der Spekulation entziehen. «Der Stadtrat hat die Dringlichkeit erkannt und setzt sich aktiv dafür ein, dass nicht alle Wohnungen von Immobilienkonzernen und dubiosen AGs aufgekauft werden», sagt Lisa Diggelmann, Co-Fraktionspräsidentin der SP. «Die Statistik zeigt aber auch, dass die bisherigen Anstrengungen für eine Trendwende noch nicht ausreichen: Wir begrüssen darum sehr, dass fürs 2024 im Budget nun 500 Millionen für Liegenschaftskäufe vorgesehen sind.»

Es braucht weitere Massnahmen

Ende 2024 kommt voraussichtlich eine städtische SP-Initiative zur Abstimmung, die die städtischen Wohnbaustiftungen mit einer umfangreichen Eigenkapitalerhöhung ausstattet und dem Stadtrat die Kompetenz überträgt, Genossenschaften und städtische Stiftungen beim Liegenschaftenkauf mit Darlehen und Bürgschaften zu unterstützten.

 

Für eine Trendwende sind aber auch zusätzliche Kompetenzen für die Gemeinden im Kanton Zürich entscheidend: Die SP hat darum gemeinsam mit verschiedenen Partner:innen eine kantonale Initiative für ein Vorkaufsrecht und eine kantonale Wohnschutz-Initiative lanciert. Ziel der Initiativen ist es, den Ausverkauf des Bodens an Immobilienkonzerne zu stoppen und die Mietzinssteigerungen bei Renovationen und Ersatzneubauten auf das gesetzlich Erlaubte zu beschränken.